Archiv für den Monat: Juli 2014

Peters Reiseberichte

An dieser Stelle erscheinen die Reiseberichte meines Mitseglers Peter Haslbeck, die er mit seinem Smartphone an seine Freunde und Bekannten versendet hat.

Die Beiträge werden von mir nur redaktionell für diese Homepage bearbeitet, sind also „O-Ton“ Peter.

Peter

1. Reisebericht

Hi, erste Nachricht.

Do., 29.05. Nach sonniger Motorfahrt durch den NOK und ruhiger Nacht im Hafen von Brunsbüttel sind wir dann am Freitag den 30., 12:00 h nach Helgoland gekreuzt, immer gegenan. Da wir noch den Windgenerator anschließen wollten 1 Hafentag.

Am Mo., den 02.06. mit dem Strom gestartet, 42 h an der NL Kueste entlang nach Ijmuiden. Klasse! 4h schlafen, 4h Wache, Lichter, mittendrin Fischer mit Netzen, aufregend. Habe viel gelernt. In Ijmuiden erst einmal schlafen. 1Hafentag, den wir in Amsterdam verbringen. Morgen unternemen wir den Versuch an die englische Küste zu kommen. Bis bald, Peter.

Auch Hafentage können anstrengend sein. 1. Tag durch die Gassen und an den Grachten schlendern, sehr sehr schön.

Fr., 06.06. Morgens um 03:30 aufstehen 05:40 ablegen und ab nach Dover, gut 170 sm. Guter Wind, klasse segeln, so muss es sein! Die Nacht durch, 2h schlafen, 4h Wache.

Sa. Morgens erwischt es uns doch. Kurz vor der Kanalquerung bei Calais Böen bis 6, Starkregen, kurze Welle, Segel reffen. Natürlich in meiner Freiwache. Aufstehen, reffen, alles nass……—Flaute. Reff raus und auf den Wind warten. Ja so ist Segeln. Freude und unausgeschlafen sein liegen dicht beieinander. Nach 2 h Entscheidung fällen, Motor an und rüber über den Kanal. Riesen Containerschiffe kreuzen unseren Kurs, einer nach dem anderen, gefülte A 7 Überquerung mit einen Fahrrad, Schweiss, Staunen, Begeisterung lösen sich ab. Nach 40h festmachen in Dover. Ich wünsche allen von euch, dass ihr eure Freizeit so erfüllt erleben könnt, wie ich. Gute Nacht.

So., 08.06. Englische Südküste gen Süden nach Eastbourn. Schöner Segeltag, starker Strom, aber gut berechnet, er ist mit uns. Warm, sonnig, aber unterbrochen durch kleine Schauer, England eben. Die Häfen haben oft Schleusen damit sie bei Ebbe nicht trockenfallen. So auch Eastbourn.

Mo., 09.06. Aufbruch zur Isle of Wight, die Erste: Sind, wie so oft, nach ausgiebigem Fruestueck erst um 11 h ausgeschleust. Bedeutet—-Strom zu früh gegen uns, keine Möglichkeit vorran zu kommen. Abbruch, Hafen suchen der tief genug fuer die Yssabeau ist, gefunden, Hafenmeister angerufen, einlaufen erst mit Hochwasser, 2 h Spaßsegeln, um dann in Shoreham einzuschleusen.

Di., 10.06. Aufbruch zur Isle of Wight, die Zweite:

Füher aufstehen, Strom mit uns. Wind gegen uns. So werden aus 40sm eben mal 83 sm. Erst gegenan kreuzen, um festzustellen, dass wir Nachtsegeln vor uns haben. Entscheidung fällen, Motor an. Nach 10h einlaufen in Portsmouth.

Mi., 11.06. Inga, steigt hier ab. Jetzt sind Jörg und ich für die nächsten 4-6 Wochen zu Zweit an Bord und gerade jetzt geht der Autopilot kaputt, sch..,,.

BRAKE

Es klappt auch in Europa!!! WIFI Verbindung gefunden. Ihr erhaltet jetzt meine erste Nachricht

Es grüßt euch Peter

2. Reisebericht

Hallo ihr Lieben.

Zuerst:

Auf einem Telefon Display zu schreiben ist, für mich als Handyverweigerer, ganz schön schwer, entschuldigt bitte einiges.

Jetzt weiter. Danke für die Rückmeldungen, Monika. Das Boot bleibt für 5 Jahre im Mittelmeer.

Sa., 14.06. Wollten morgen auf die Isles of Wight. Leider war der Monteur nicht in der Lage, den neuen Autopiloten einzubauen. Haben einen von Raymarine gefunden, der uns So. u. Mo. das Teil einbaut.

Heute große Abwechslung an Bord. Zwei deutsche Austauschschülerinnen (die Tochter einer Bekannten von Jörg und ihre Freundin) übernachten hier. Sie haben mir auch die Tastatur auf DE eingestellt. Ü + ä funktionieren jetzt auch. Sehr erleichternd.

So., 15.06. Monteure pünktlich um 9 h an Bord. Vater u. Sohn, sehr kompetentes Team. Segeln mit den Mädchen fällt aus. Die 2 liegen auf dem Vorderdeck und spielen Karten, wünschen sich noch einmal ein anständiges Mittagessen und fahren um 16 h wieder auf ihre Insel. Sehr nette Mädchen, aber mit 14 steht das Mundwerk keine Sekunde still, jetzt ist Ruhe.

Mo., 16.06. Monteure heute schon um 8 h an Bord. Um 16 h Probefahrt alles o.k., aufatmen, Jörg ist jetzt um 1.800 Pounds ärmer.

Di., 17.06. Nach dem Frühstück ab ins Seefahrtsmuseum. Die Engländer pflegen ihre Traditionen. Ein Tag reicht lange nicht aus. Also selektieren. Die Victory, das Schiff auf dem Lord Nelson die Schlacht bei Trafalgar gewann. Die Worrior, der größte Stahlsegler seiner Zeit, Baujahr 1860. Welches nie einen Schuss abgegeben hat. Wenn sie auftauchte, gaben die Feinde auf. Die Mary Rose, Baujahr 1511, welche sie 1985 gehoben und bis 2013 restauriert haben. Danach sind die Füße rund.

Mi. 18.06. Ausschlafen, mit dem Strom auslaufen und bei strahlendem Sonnenschein rüber zur Isle of Wight. Schwacher Wind, Autopilot an und abhängen. Das tut gut!!!

Do.,19.06. Da ab Samstag 17:00 h Segelschiffe die Regatta „Round the Island Race“ fahren, müssen wir bis Fr. 10:00 h auslaufen. Bedeutet: Tide und Strom berücksichtigt, Fr.,  20.06. morgens um 04:00 h auslaufen (Urlaub eben).

Aber heute ist Inselrundfahrt angesagt. Für 1 Pfund kann man mit öffentlichen Bussen 24 h über die ganze Insel fahren. Grün? Grün soweit das Auge reicht, Wald wechselt mit Feldern, zwischen drin Palmen, schon ganz anders als bei uns. Und, egal wen man anspricht, sehr freundliche, hilfsbereite und höfliche Menschen. Um 06:00 h Bordzeit (Heimatzeit haben wir eingeführt, um nicht im Almanach, dem Gezeitenkalender, durcheinander zu kommen).

3. Reisebericht

Liebe Leute,

Fr., 20.06. Heute morgen um 07:10 h Bordzeit abgelegt. Mit bis zu 9 kn durch die Meerenge zwischen dem Festland und der Insel an den Felsen, dem so genannten Needels (die zwei weißen Felsen auf den Foto) durchgerauscht.

Needles

Klasse. 8 h bei schönstem Wetter segeln, was begehrt ein Seglerherz mehr? Um 21:20 h sind wir auf der Kanalinsel Aldernay in den Hafen eingelaufen und haben an einer Mooring (eine Boje im Wasser) festgemacht.

Aldernay liegt vor der französischen Küste in Sichtweite von Le Hag. Hier kann man, wie Jörg so schön feststellte, entschleunigen. Und das beim segeln.

An einer Mooring kann ich noch besser schlafen als sonst auf der Yssabeau.Ich empfinde das Schwoien hier noch angenehmer.  Am nächsten Tag wollen wir erst mit dem Nachmittagshochwasser um 17 h auslaufen, also Ort erkunden. Aber, wo kein Steg, Dinghi aufblasen. Nach 1 h ist es geschafft, Jörg läßt den Außenborder an und 100 m zum Anleger.

Kleiner Fischerort, ein Kaufmann und eine Kneipe, einkehren ein Bier bitte, entschleunigen und mit dem Dinghi zurück.

Sa., 21.06.  Auslaufen, um den von mir errechneten, und vom Hafenmeister bestätigten Strom zu erwischen. Sch….. voll gegenan wer weiß warum. Aber nach 2 h Wind von Achtern und mit Schmetterling bei bis zu 7 kn, bis vor den Hafen von Guernsey,  St.Peter Port.

Wir bleiben hier 4 Tage.

Erster Tag: ausschlafen, ankommen, orientieren

Zweiter Tag: Stadtbummel, eine 1 1/2 stündige Inselrundfahrt bei 25 ° und strahlendem Sonnenschein vorbei an schroffen Felsenklippen, blühendem Oleander, Palmen und mediteranen Dörfern, einfach umwerfend. Und das alles für 1 £ mit öNV. Danach ein schönes Bier und Fisch and Chips und schlafen.

Dritter Tag: Stadtbummel und einkaufen für die Überfahrt nach Spanien. Wetter soll gut werden. Bei 4-5 Tagen Wachwechsel alle 4 h kochen wir lieber vor. Frikadellen, Hähnchenschenkel, Kartoffelsalat, frisches Gemüse und Obst. Vorher erst eine Waschmaschine anschmeißen und da wir keinen Strom auf dem Ponton haben, Handy und Laptop an die Steckdose im Vorraum des „Waschsalons“.

4. Reisebericht

Hallo ihr Lieben,

Do., 26.06. 02:00 h morgens.

Impressionen: habe seit 00:00h Wache, immer noch platt vorm Laken, die Yssabeau zieht ihre Bahn, der neue Autopilot ist sehr erleichternd. Ich habe die Instrumentenbeleuchtung abgestellt. Einige Sterne leuchten. An Backbord, ganz schwach, das Blinken eines Leuchtturmes an der französischen Küste nördlich von Brest und dann passiert es! Die Yssabeau zieht ein weiß/grünliches Licht in ihrem Kielwasser hinter sich her, gut 10 m lang. ☆Meeresleuchten☆. Es begleitet uns ca. 1h, dann nimmt es langsam ab und verschwindet im den Tiefen der Unendlichkeit.

Um 4 h löst Jörg mich ab. Ich schlafe tief und fest. 08:00 h aufstehen. Wind hat gedreht, voll gegenan, schaffen den Strom um die Landzunge nicht, also, 6-7 h gegen Strom und Wind. So mancher Navigationspunkt sieht uns zweimal. Will heißen, kommen nicht voran. Abends um 22:00 h haben wir die Landzunge passiert, noch mehr entschleunigt.

Fr.,  27.06. Um 03:30 h löst sich das Widerlager des neu eingebauten Autopiloten, natürlich in meiner Wache, also von Hand steuern.

Morgens machen wir einen Beilieger. Bedeutet, die Segel so stellen, daß das Schiff, auch bei Windstärke  4, ruhig liegt und wir reparieren den Autopiloten provisorisch.

Sa.,  28.06.  Wache wie gehabt von 24:00 – 04:00 h flaue Winde, knappe 2 Bft, Sternenhimmel, und ☆Meeresleuchten☆, ich liebe diese Zeit. Um 09:20 h müssen wir den Motor zum Laden der Batterie anschmeißen, offenbar laden Windgenerator und Solarpanel nicht. Oder das Display des neuen Autopiloten zieht zu viel Strom. Ab 14:00 h bläst es immer doller, kleine Genua, erstes Reff ins Groß, zweites Reff ins Groß. Alles natürlich bei Regenschauern, hart am Wind und kabbeliegen Wellen. Bedeutet: Das Schiff hat starke Schräglage, ca. 40-45°, die Wellen sind schwer auszusteuern, so daß das Schiff mit dem Bug auf die nächste Welle knallt. Um 16:00 h geht der Wind auf 5 Bft. Rauf mit Böen bis zu 6. Besprechung: das Wetter erfordert unter Umständen schnelle Manöver, nachts allein am Bug ‚rumturnen? Nein!

Bedeutet: Schlafen im Sitzen im Niedergang in den Schwerwetterklamotten. Vorteil, man(n) muß Nachts zum Wachantritt nicht in nasse Klamotten steigen. Nachteil: Ich kann das nicht.

So.,  29.06. Die Nacht ist überstanden, der Wind bläst aber immer noch mit 5-6. Manöver waren nicht nötig, Jörg geht um 10:00 h für 2 h in die Koje, gegen 12:00 h läßt der Wind nach, so daß wir, um 13:00 h ausreffen können. Ich lege mich um 15:00 h, nach 31 h in den Salon, kann aber nicht schlafen. Warum tu ich mir das an? Weil ich die Momente, wie gestern beschrieben, erleben möchte. Frei nach einer meinem Lebensmotto: „Wenn du etwas erleben möchtest, was du noch nie erlebt hast, musst du etwas tun, was du noch nie getan hast.

Um 16:30 nach 102 h und 450 sm nonstop haben wir in La Coruna festgemacht und die Biskaya bezwungen. Ich bin etwas stolz.

Spanien, genauer Galicien, empfängt uns mit Sonnenschein, aber heute ist das schönste, nach über 100 h, raus aus den Klamotten und unter die Dusche.

Bis bald Peter

5. Reisebericht

Buenos dias,

nach dem Duschen fühle ich mich wie neu geboren!

Haben sogar noch gekocht und nach 5 Tagen das erste Mal wieder eine warme Mahlzeit zu uns genommen. Wir beschließen danach, bei einem Gläschen rotem, 5 Tage hier zu bleiben, Entschleunigung.

Diese 5 Tage verbringen wir mit: Erkunden der schönen Altstadt, enge verwinkelte Gassen nach Tappas Bars absuchen, Meeresfrüchte bzw. galizische Rindersteaks (ca.500-700 g ) essen, alles total lecker und natürlich den Rotwein genießen. Zwischendurch, Siesta, auf der Yssabeau abhängen und die Seele baumeln lassen. So können die Tage vergehen.

Do., 03.07. Bin um 06:00 erwacht, geduscht und in die erwachende Stadt gegangen. Verschlafene Gesichter.

Danach sind wir fast den ganzen Tag durch die Stadt geschlendert.

Fr., 04.07. Heute gehts wieder auf die See. Ab jetzt werden wir immer an der Küste entlang segeln, heute ca. 50 sm nach Camarinas. Kein Problem bei Wind aus der richtigen Richtung. 10 h auslaufen und? Draußen? Aus der Richtung in die wir wollen, bläst er. Also wieder mal gegenan. Segeln bis das Land entschwindet, Wende, segeln bis du Angst bekommst, die Yssabeau läuft auf Fels. Wende, usw.. Knackiges Segeln, wie Jörg immer sagt, aber bringt uns nicht richtig voran.

Gegen Mittag frischt es auf, will sagen. Windstärke 5 später auf 6 Bft. Wer sich dabei schon einmal hart am Wind versucht hat die Schwerwetterklamotten anzuziehen (ca. 30 min) kann vielleicht nachvollziehen, daß ich mich dagegen entschieden habe. Sollte ich noch bereuen.

Gegen 15:00 h entscheiden wir uns 15 sm vor Camarinas nach Laxe zu gehen. Hart am Wind, die Backen zusammengekniffen, schaffen wir es die badenden Steine ca. 500 m an Backbord zu lassen und das kapp in die Ria de Corme y Laxe zu nehmen.

Inzwischen 19:00 h. In Laxe angekommen, kein Steg, wie im „Reeds“, dem allwissendem Nachschlagwerk für Segler, versprochen. Jörg schläft nicht gut am Anker, also auf die andere Seite der Bucht.

In Corme angekommen, das selbe. Nächster Steg 15 sm gegenan, ca. 6 h, Entscheidung: Ankern! Mein erstes Ankermanöver. Es fängt an zu regnen, so viel zu den Eingangs erwähnten Schwerwetterklamotten.

Jörg geht mit mir alle Einzelheiten des Manövers durch.

Anker vor den Bug fieren, auf sein Kommando Anker fallen, bei Grundberührung (hier 10 m) ) melden, weitere 10 m fieren, Jörg fährt rückwärts, bis er greift, weitere 20 m fieren, fertig! Soweit die Theorie.

Praxis – Kurzform: Die neue elektrische Ankerwinde fiert nicht, also von Hand. Beim Aufholen läßt sie sich nicht anhalten, also in die Vorluk springen ( das Deckfenster meiner Kabine ) und Strom von Hand abstellen, dabei verheddert sich die Ankerkette im Ankerkasten.

D. h. wieder raus, mit der Handkurbel versuchen, sie zu entwirren, etc. p. p.. Das Ganze so lange wiederholen, bis der Anker greift. Bei uns 4 X. Danach beobachten, driften wir? Nein also, endlich die von mir gestern gekauften Goldbutt in die Pfanne und dazu, die vorbereiteten, Spaghetti Frute di Mare, lecker. Zwei Bier, und unruhige Nacht, da zwischendurch immer wieder vergewissern, hält der Anker?

Sa., 05.07. Anker hat gehalten. Nach dem Frühstück und einem Blick an Deck, beschließen wir, vor Anker zu bleiben.

Grau in grau, Regen, Nebel und gute 6 Bft. Der Tag wird genutzt, wofür? Natürlich, Reparaturen.

Gestern beim Lageschieben ist die Niedergangtreppe abgerissen. Abgegangen wie Schmitz Katze und ich, da ich mich daran abstützte, hinterher. Zum Glück nichts passiert. Schlosser ran, durchgebohrt, Schraube rein. Da geht keiner mehr ab, auch keine Katze.

Sieb der Dusche ausgebaut und gereinigt, ach ja, ein neuer Flaggenstock inkl. Adenauer wird auch noch montiert.

Hat Deutschland eigentlich gegen Frankreich gewonnen? Keine Ahnung, hier auf dem Wasser gibt es kein Internet, klasse. Jetzt macht Jörg noch die Bilge wasserfrei, wie jeden zweiten Tag, und? Es ist schon wieder 18:00 h. Ein Bier und dann gibt es Abendessen. Auf meinen Wunsch macht Jörg galizisches Rindersteak mit Pilzen und Kartoffeln.

So., 06.07. Nach einem guten Früstück mit Spiegelei und Speck ankeraufholen und bei schönstem Segelwetter, Sonnenschein, 3 Bft. von achtern und langer Dünung nach Muxia, nur 20 sm, wo wir auch am Nachmittag in aller Ruhe an kommen. Duschen, essen gehen, in einem Restaurante das Wi Fi hat und ab die Mail.

Bis bald Peter

6. Reisebericht

Es geht weiter.
Mo., 07.07. Nach dem Frühstück um 10:10 h abgelegt. 08:00 h schönstes Segeln liegt vor uns. Blauer Himmel, Sonnenschein, 3 Bft. von schräg Achtern, also raumer Wind. Die Yssabeau macht zwischen 5 und 6 kn Fahrt. Entspannter geht es kaum noch.

Irgendwann taucht die Frage auf. „Ist es nicht schon 11:00h?“ bedeutet hier an Bord Sherryflasche entkorken und einen trinken. Am Nachmittag passieren wir das Cabo Finisterra. Jörg weiß auch hier eine Geschichte zu. Als man noch glaubte. Die alten Seefahrer dachten früher, daß hier die Welt zu Ende sei: fine= ende und terra=erde.

Gegen 18:00h machen wir in dem gemütlichen Hafen von Muros fest. Der Hafenmeister empfängt uns, wie in Spanien immer, an der Hafeneinfahrt, weist uns einen Steg zu und umarmt mich herzlich nach dem ich mich als Peter vorstelle. Sein Name ist Pedro.

Nach dem die Yssabeau aufgeklart ist, gibt es den bei Sonnenschein üblichen Anleger. Campari O-saft. Einkaufsliste erstellen und ab in den Supermarkt. Abends noch einen Klönschnack mit unseren deutschen Nachbarn, von Boot zu Boot. Wir kannten uns schon von Muxia. Sie haben die gleiche Strecke und genau wie wir….viel Zeit. Werden uns nicht das letzte mal getroffen haben. Da die Wetterprognose nicht so gut aussieht, beschließen wir, beim Roten, mehrere Tage hier zu bleiben.

Di., 08.07. Heute fahren wir mit dem Bus 70 km nach Santiago de Compostela. Da beide Uhren, sowohl Jörgs als auch meine, die Entschleunigung mit gemacht haben, gehen sie zu spät. Resultat: Bus verpaßt. Macht nichts, der nächste kommt ja in 2 h.

Chance genutzt und einen Friseur aufgesucht. Erst mit der Maschine, aua. Dann mit der Schere, ins Ohr, aua. Nachdem die Blutung gestillt ist, weiter mit der Maschine.

Das scheint ziemlich kurz zu werden, wie heisst Brille noch mal auf spanisch? Zu spät. Zum Schluss wird noch eine neue Klinge ins Rasiermesser eingelegt. Ich schliesse die Augen und denke, es wird schon gut.

Wie man aussehen kann, wenn man in einem Land, dessen Sprache man nicht beherrscht, so etwas tut, siehe Anhang.

Peters neuer Haarschnitt

Die Busfahrt dauert 1 1/2 h. Galizien ist einfach schön. Während die Küste, von See aus, schroff und felsig ist, aber dabei sehr grün, ist das Landesinnere stark bewaldet. Eukalyptusbäume, Mimosen, Pinien dazwischen Ginster. Immer wieder unterbrochen von kleinen Bergdörfern.

In Santiago angekommen, große Überraschung. Ich hatte ein kleines Bergdorf auf einer Landzunge, umbrandet vom Meer erwartet. Realität: eine pulsierende Stadt. Hätte mich vorher doch schlau machen müssen. Santiago de Compostela ist die Hauptstadt von Galizien. Nichts desto Trotz, diese Stadt ist es wert, besucht zu werden. Die Altstadt ist praktisch zwei geteilt. Die riesen Kathedrale, in der angeblich die Gebeine des Apostels Jakobus, einem Jünger Jesus ruhen.

Drum herum weitere Prachtbauten mit riesigen Plätzen und breiten Straßen dazwischen. Daran angeschmiegt, die, z. Zt. gerade mal 2 m breiten Häuser der kleinen Leute mit den typischen engen Gassen.

Heute tummeln sich hier die Touries und lassen sich überteuerte Gerichte anbieten. Aber: Es ist eine Aura über dem Gewusel, anders eben. Meines Erachtens nicht zuletzt geprägt von den vielen Pilgern mit ihren Stöcken in der Hand und den Rucksäcken auf dem Buckel.

Auf der Heimfahrt stellen wir beide fest: Hat sich gelohnt! Essen machen, Jörg den Abwasch, ich zum Fußball. Mein 2tes Spiel der WM. Deutschland gegen Brasilien. Muß ich das kommentieren? Klasse, dass ich mir das angesehen habe.

Mi., 09.07. Nach dem Spiel erst um 2 h ins Bett gekommen, dementsprechend ausgeschlafen, Premiere: Jörg ist vor mir aus der Dusche.

Heute an der Waschmaschine anstellen. Um 15:30 h ist die Maschine bestückt. Pedro (der Hafenmeiste) sagt: „Ab jetzt hast du frei, ich kümmere mich um alles weitere“. Abends ist sie getrocknet und zusammengelegt, Servis. Jörg und ich gehen noch einkaufen, essen und in die Koje. Mal sehen was morgen kommt.
Peter
7. Reisebericht

Hallo, ihr Daheimgebliebenen,

Do., 10.07. Heute ist faulenzen angesagt. Die Windanzeige zeigt, wie die letzten Tage auch, 5-6 Bft. mit Böen an die 7, kein Segelwetter. Nach dem Frühstück lasse ich mich durch die Stadt treiben, das Wetter ist hier drinnen klasse.

Sonnenschein, ca. 26°. Hier ein Foto, da in eine Kirche. Hier verweilen, da in die kleine Gasse. So kann mann auch den Tag verbringen. Zurück an Bord, Mittagschlaf, aufstehen, Käffchen und überlegen, was es zum Abendessen gibt. Nach dem selben, gehe ich noch am Fischereihafen entlang und genieße die Abendstimmung. Ein Trawler ist gerade eingelaufen. Am Kai stehen 20-30 Menschen und beobachten das Ganze. Nach dem Sonnenuntergang auf der Mole ist das Fischereischiff verlassen und vor einer Halle stehen 5 Männer. In der Halle stehen viele Menschen um Paletten mit Fischkisten. Einer redet, ohne zu unterbrechen, immer ähnliche Sätze, bis einer ein kaum merkliches Zeichen gibt und einer der Umstehenden einen Zettel mit einer Nummer in die Kisten wirft.

Fischversteigerung! Ich habe, trotz sehr aufmerksamer Beobachtung, nicht herausgefunden, welche Bewegung, den Ausschlag für den Zuschlag ergab, war es das Heben eines Augenlides?

Wie so oft, kommen wir vor 12:00 h nicht in die Koje.

Fr., 11.07. Ablegen zu einer komoden Zeit. Errechnete 43 sm liegen vor uns. Es soll nach Baiona gehen. Nach 3 Tagen mit Windstärke 6-7, sind es endlich „nur“ noch 5 aber von achtern. Kaum aus dem Hafen frischt es auf 6 auf.

Segeln nur mit der Genua 3, das ist, nach dem Sturmsegel, das Kleinste, was an Bord ist. Jörg stellt die Frage, welche mich auch bewegt. „Ob das klug war, los zu segeln?“ Der Wind steigt auf gute 7, knappe 8. Die Yssabeau läuft 7 Knoten, und das nur mit der Genua 3. Um die Anfangs gestellte Frage zu beantworten: JA. Es bringt unheimlich Spaß. Ohne Großsegel, nur mit der Genua III ist das auch wie ein Spaziergang. Nach 2 h „schlafft“ der Wind auch auf auf 4-5 ab. Wir segeln so gemütlich dahin, Jörg schmeißt die Angel ‚raus, wir fangen natürlich nichts, da zu schnell, und beschließen, am frühen Nachmittag heute nicht nach Baiona zu segeln sondern einen Abstecher in die fjordähnliche Bucht Ria de Arosa (ca. 5 km breit und 25 km tief) zu machen. Soll landschaftlich sehr, sehr schön sein.

Uns treibt ja keiner. Der Tag war so gemütlich. Wollen wir noch kreuzen? Nein! Motor an und eine Stunde Motorboot fahren. In Santa Uxia de Riveira angekommen gibt es nichts zu berichten. Morgen geht es weiter nach Vilagarcia.

Sa., 12.07. Nach einer unruhigen Nacht (wir lagen im Schwell) brechen wir auf. 11 sm gegenan bei 5 Bft., werden im Endefekt 15 sm. Segeln ist so schön. Bei traumhafter Landschaft und strahlendem Sonnenschein, machen wir, nur mit der Genua 3 gute 6 kn durch die von endlosen Muschelfarmen durchzogene Bucht. Nach 9 Schlägen (1 Wende ist ein Schlag) treffen wir gegen 13:00 h in Vilagarcia ein. Anlegen, Hafenkino beobachten, langsam und gemütlich einen Supermarkt aufsuchen, nur unterbrochen durch ein kleines Bier in einem Caffè, so ist’s gut.

Jörg möchte heute ein Menü kochen. Geplant: Salat, frische Garnelen, ein kleines Steak und zum Abschluß selbsteingelegte Pulpo und dazu leckeres Weißbrot. Als Nachtisch Wassermelone. Soweit die Planung. Wer mit Hunger einkauft, muss sich nicht wundern, wenn der Einkaufswagen zu voll wird. Kurz, der Salat und die Garnelen waren total lecker, der Pulpo und der Wein auch.

Alles andere dazwischen haben wir nicht geschafft.

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So., 13.07. Heute ist Bootstag. Die Yssabeau von Innen und Außen vom Salz und Krümeln befreit. Danach mit einem Bier belohnt und Siesta. Abends das Steak von gestern in die Pfanne und ab zum Fußball. Klasse Spiel. „Wir“ sind Weltmeister.

Bis auf bald

Peter

 8. Reisebericht

Hallo da bin ich wieder,

Mo., 14.07. Heute morgen um 07:00 h noch mal zum Abschied durch die erwachende Stadt gegangen. Auch diese Stadt alleine wäre eine Reise wert. Muß Gallizien noch mal mit Sabine und dem Wohnwagen machen!

Heute haben wir nur 6 sm vor uns. Auf die andere Seite der Bucht, nach Caraminal, haben gehört, dass es lohnenswert sein soll. Das Segeln ist es. Raumer lauer Wind, Sonnenschein, 24°. Wie Sonntags auf dem Ratzeburger See.

In Caraminal angekommen, das selbe Gefühl. Ein kleiner beschaulicher Hafen. Der Hafenmeister erinnert mich ein klein wenig an einen griechischen Wirt, oder doch an Alexis Sorbas? Graue lange Haare und Vollbart, auch die Mentalität entspricht der griechischen. Sigar, Sigar.

Di., 15.07. Morgens wieder mal in die Stadt gegangen. An und für sich nur um Brot zu kaufen. Aber, ich lasse es mir nicht entgehen den erwachenden Tag in all seinen Variationen zu erfahren. Eilende Menschen…., eilend? Nein. Bin ja nicht in Hamburg oder New York. Auch morgens sind die Menschen hier gelassen.

In den kleinen Früstückskaffees sitzen sie, warscheinlich vor der Arbeit, und trinken ihren Kaffee, schauen in die allgegenwärtigen Fernseher, lesen die neuesten Nachrichten in der Zeitung und machen sich langsam auf den Weg. Ich mich auch. Durch sehr schön angelegte Parks zurück zum Boot.

Wir haben ein nettes Paar aus München kennengelernt, Andreas und Birgit. Sie liegen mit einer Ketsch aus Stahl seit einem Jahr hier. Das Schiff ist letztes Jahr ausgebrannt und jetzt müssen noch die letzten Arbeiten verrichtet werden, bevor sie nächste Woche über Madeira in die Karibik aufbrechen.

Sie empfehlen uns, bei einem Gläschen Rotem, einen Elektriker der sich die defekte Ankerwinde anschaut. Wir beschließen 4 Tage hier zu bleiben. Der Elektriker kann die Ankerwinde reparieren, wir werden relaxen, bummeln und das Schiff einer Grundreinigung unterziehen. Dabei erforschen, wo die Yssabeau das Wasser zieht, welches wir mindestens alle zwei Tage aus der Bilge (der Keller im Schiff ) unter Zuhilfenahme eines Schwammes holen. Die Verbindungsbohrungen zwischen den Spanten mit Korken, Plastiktüten und Tesaband, verstopft und den nächsten Schlag abwarten.

Fr., 18. 07. Endlich wieder das Rauschen des Wassers unter dem Kiel. Vier Tage im Hafen reicht. Der Wind steht ungünstig, kommt genau daher, wo wir hin wollen, aus Süden. Was soll’s, kreuzen wir eben. Wir reden kaum, genießen das Plätschern des Wassers, das gelegentliche Knarren eines Taues, die schaukelnden Bewegungen der Yssabeau, die Ruhe.

Wir segeln, hart am Wind, auf den offenen Atlantik hinaus, bis die Küste nicht mehr zu sehen ist. Der Wind frischt auf.

Aus der anfänglichen 3 wird eine gute 5, und das bei voller Besegelung. Für Jörg noch zu halten, aber mir schiesst die Yssabeau immer wieder in den Wind.

Bedeutet: wenn der Wind für die Größe der Segel zu stark ist, möchte sich die Yssabeau mit dem Bug in den Wind drehen und der Rudergänger muß dem entsprechend gegen lenken. Dabei muß man möglichst an der „Windkante“, wie Jörg immer sagt, segeln.

Die Windkante ist ein sehr schmahler Bereich, zwischen: Ich komme nicht mehr voran, und der Wind fährt so stark in die Segel, das er das Schiff voll nach Lee drückt. Die Segel stehen dann so im Wind, das sie viel Wind einfangen, und das Schiff über diesen Bereich hinaus schiesst und du auf einmal eine unfreiwillige Wende fährst. So einfach.

Allerdings: diese sogenannte Windkante verändert sich permanent. Sie wird auch noch beeinflußt durch: Die Welle, welche nie konstant kommt, Windböen und der Krängung (Schräglage) des Schiffes.

Kurz um: Du brauchst mehr Erfahrung, als ich habe, um die Yssabeau bei diesen Bedingungen gut und ruhig zu lenken.

Also verändern wir die Bedingungen. Genua verkleinern, und gut. Gegen 19:00 h legen wir, nach dem wir noch gut 2 h volle Dusche mitgenommen haben, im Regen in Cangas an.

Das sei es erst einmal.

Peter

 9. Reisebericht

Holla, wie man hier sagt,

Sa., 19.07. Nach dem Ausschlafen beschliessen wir, 3 Nächte hier zu bleiben. Beim Bummeln durch die Stadt, stoßen wir auf den Markt. Diese Farben, diese Gerüche, diese Vielfalt an Früchten und Gemüsesorten. Wir füllen unsere Bordvorräte auf und ansonsten vergeht die Zeit auch, indem man nichts tut. Das erste Mal nehme ich ein Buch (Reader) in die Hand und lese.

Beim Abendessen hören wir Dudelsack. Dudelsack in Galizien? Kann nur ein Folkloreabend sein. Dudelsack Musik ist im Galizien Gang und Gäbe. Angeblich haben die Kelten diesen Landstrich von Schottland kommend besiedelt und den Dudelsack mitgebracht. Abends gehen wir der Musik nach und verbringen eine Zeit vor der Bühne mit Trachtengruppen und schriller Musik, halte ich nur begrenzt aus.

So., 20.07. Wir fahren mit der Fähre nach Vigo und besichtigen die Stadt. Ganz schön, aber ein Tag genügt.

Mo., 21.07. Heute nur 8 sm vor uns, nach Baiona. Soll ein sehr schöner Ort sein.

Segeln durch die Ria, Traumwetter, richtiger Wind und eine Landschaft, so Jörg, die an Süd Norwegen erinnert. Baiona ist schön. Auf einer Landzunge vorm Hafen eine große Festung, deren Zinnen schon einen maurischen Stil erkennen lassen.

Beim Einchecken der Schock. 49 € die Nacht an einem Steg mit Ausleger. Wir verholen die Yssabeau an einen anderen Steg mit einer Mooring achteraus. Kostet „nur“ 35 €.

Jetzt aber ans Abendessen machen. Es gibt auf meinen Wunsch, galizisches Rindersteak mit Baguette und Salat. Schmeckt nach so einem Tag hervorragend.

Danach schlendern wir durch die abendliche Stadt. Erstaunen meinerseits. Der Jachthafen liegt innerhalb der Festungsmauern. Einer der ältesten Jachtclubs Spaniens. Wir bleiben 2 Tage in Baiona. Stadt erkunden, alleine die Festung dauert einen halben Tag.

Abends gehen wir vorzüglich essen, ich natürlich Fisch. Erst lecker Calamaris, dann gekochter Plattfisch, auf den Punkt gegart, sehr, sehr lecker. Mit Hilfe des Langenscheidts stellt sich heraus, ich habe Rochen gegessen, na ja.

Mi.,23.07. Mittags ausgelaufen, Wind von vorn, kreuzen, fast nur motort. Um 18:00 h in Viana do Castelo festgemacht. Der Hafen liegt im Rio Lima und ist nur zu erreichen, indem eine Schwenkbrücke geöffnet wird.

Wir sind in Portugal! Umstellen auf Portugiesisch. Das Spanisch ist doch gleich? Denkste, ähnlich für mich als „Sprachgenie“ schwierig. Danke heißt hier nicht mehr „Gracias“, sondern „Obrigado“. OK, werde ich gelernt haben, wenn wir nach der Algarve wieder in Spanien sind.

Do., 24.07. Ein Hafentag um die Stadt kennen zu lernen. Schlendern durch enge kleine Gassen, Kaffeechen, schauen und es uns gut gehen lassen. Anschließend mit einer Seilbahn zur Kathedrale zur heiligen Lucia, den Ausblick über das Meer und die Landschaft genießen. So ist’s gut.

Inzwischen ist es auch Zeit etwas zu essen. Der Hafenmeister hat uns ein Lokal empfohlen. Ich Fisch (riesige Seezunge) lecker, Jörg Tintenfisch! Sehr, sehr gut. Da aus dieser Gegend der Vino Verde stammen soll, trinken wir das erste Glas. Er ist wirklich lecker, ist nicht das Letzte. Da inzwischen ein Musiker seine Gitarre ausgepackt hat, steigt die Stimmung. Zum Abschluß tanze ich noch mit einem spanischem Gast, und ab aufs Schiff.

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Fr., 25.07. Auf nach? Wohin? Mal sehen was der Wind sagt. Wenn er richtig weht, nach Porto, wenn nicht, irgend ein Hafen vorher. Er weht richtig. Raumer Wind mit 3 – 4 Bft. Und jetzt ist sie da, die lange Atlantikwelle und ich darf auf ihr „surfen“, ein Traum.

Wir sind gut voran gekommen und machen um 17:00 h portugiesischer Zeit in Porto fest. Genauer gesagt, in Nova De Gaia, es liegt, durch den Rio Douro getrennt, auf der anderen Seite, mit Blick auf Porto. Neue Marina, gepfefferte Preise, 35 € die Nacht, nichts desto Trotz, an Porto fährt man nicht so vorbei. Es sollte sich lohnen.

An diesem Wochenende findet hier ein „Sardinahs Festival“l statt. Jörg möchte an Bord bleiben. Ich Fisch essen. Großes Festzelt, Bühne und wenig Menschen. Es ist 20:00 h. Da ist hier Essen und Feiern noch nicht angesagt. Habe ich noch nicht verinnerlicht.

Essen gibt es aber schon. Keiner der „Kellner“, offenbar Fischer und deren Angehörige, spricht Englisch. Hände, Füße, alles einsetzen, und? 6 auf dem Holzkohlegrill gegrillte Sardinen, Kartoffeln in Olivenöl gegart, lecker Salat, vorweg, eine vegetarische Suppe, dazu Vino Verde und zum Abschluß einen Kaffee.

Inzwischen ist es auch zwei Stunden später, der Sänger hat dje Bühne betreten und der Platz davor wird von Frauen zwischen 50 und 80 bevölkert, die ihm zu jubeln.

Sie Tanzen mit Einkaufstaschen in der Hand, Schürzen um. So eine Ungezwungenheit, einfach umwerfend.

Sa., 26.07. Heute ist Besichtigung der Portweinkellerei Churchill angesagt.

Angeblich 3 km am Ufer entlang. Nach 3 h Fußmarsch endlich erreicht, für Jörg grenzwertig, werden aber bei der Probe entschädigt. 10, 15, 20, Jahre gelagerter Port, ich passe beim letzten. Schon beeindruckend der Weinkeller. Wir dürfen erstaunt feststellen, dass die Empfehlung der „Douro Marina“ zu einer kostenlosen Weinprobe geführt hat.

Zurück im Taxi, zum Supermarkt, Kühlschrank ist leer. Der Supermarkt paßt in dieses Dorf. Keine Frischwaren. Was tun? Auf’s „Sardana Festival“. Ich, siehe gestern, Jörg, gemischte Grillplatte, klasse. Dazu Folklore auf der Bühne. Ein netter Tag.

Morgen werden wir Porto unsicher machen, aber das im nächsten Bericht.

Peter

10. Reisebericht

Moin, wie man im Norden sagt.

So., 27.07. Stadtrundfahrt durch Porto mit dem Yellow Bus, sehr empfehlenswert. Leider haben wir seit unserer Ankunft dicken Nebel, so daß wir uns Gedanken machen, wie wir hier weg kommen. Jörg sagt, das Auslaufen ginge eventuell, aber Landfall bei so dichtem Nebel möchte er nicht umbedingt erleben.

Abends gehen wir noch einmal aufs Sardinha Festival. Essen, trinken, zusschauen, genießen.

Mo., 28.07. Nebel! Nach dem Frühstück beschließen wir, trotz Nebels, aus zu laufen. Er ist nicht ganz so dicht wie die Tage zuvor. Draußen, Suppe. Also unter der Küste laufen.

Flaute, Motor an und Motorboot fahren. Der Nebel reißt zum Glück auf. Um 18:30 h passieren wir die Molenköpfe der Einfahrt nach Aveiro. Wir müssen Fluß aufwärts.

Sehr, sehr starke Strömung. Kommt uns mit 4 Knoten entgegen. Da ist der Stadthafen, oder doch nicht? Sehr klein, ca. 20 Schiffe. Festmachen, Jörg macht das Schiff klar, ich suche den Hafenmeister. Keiner, den ich treffe, spricht Englisch.

Zurück am Schiff kommt ein Traditionsschiff ‚rein. Mit solchen, bunt bemalten, schlanken Schiffen wurden früher Muscheln gesammelt. Heute Touristen durch die Gegend geschippert, so auch hier.

Der Skipper gestikuliert wild, wir liegen auf seinem Platz. Er legt neben uns an und bedeutet uns, wir können da liegen bleiben. Dies ist nicht der Stadthafen, sondern ein privater. Er fällt auch bei Ebbe ziemlich flach. Sehr freundlicher Mensch. Er überlässt uns seinen Stegschlüssel, macht noch ein Foto von dem „“großen“ Segelschiff an seinem Steg, gibt uns einen Tip wo wir gut Essen können, und geht.

Der Tip mit dem Essen war klasse. Suppe, Salat, Fisch und Fleisch, eine Flasche Vino Verde und jeder einen Brandy, 20,20 € für alles, das kennen wir anders. Die Yssabeau schlingert inzwischen nicht mehr mit den Wellen, steckt im Modder. Ungewohnt aber Ok.

Di., 29.07. Wir müssen vor 09:00 h auslaufen, sonst stecken wir wieder fest und können bis12:00 h warten bis zur nächsten Flut. Beim Auslaufèn laufen wir 9 ktn.

Der Strom des Flusses zieht mit 6 ktn. Wo Strom und Meer sich treffen, brodelt es nur, wie hinter einem Wehr. Volle Besegelung, der Wind steigert sich im Laufe des Tages auf 6 Bft. Da er von achtern kommt, lassen wir die Segel stehen, setzen einen „Bullenstander“, heißt: Damit der Baum nicht immer hin und her schlägt oder überkommt, wird er zum Bug hin festgebunden, und rauschen mit 7 ktn durch die Wellen. Ein Traum. Jörg erzählt, daß früher, auf den alten Rahseglern, der Kapitän den Rudergängern verboten hat, nach achtern zu schauen, weil sie sonst Angst bekommen könnten.

Ich sitze am Niedergang, Jörg am Ruder. Nicht nur, dass die Wellen den Horizont verdecken, nein, sie überragen auch Jörg, wenn sie langsam von achtern angerauscht kommen, dann die Yssabeau anheben und unter ihr durchrauschen. Gewaltig.

Nach 6 h machen wir in Figueira da Foz fest. Sehr touristisch.

Mi., 30.07. Laufen nach dem Frühstück aus nach Nazare. Wieder Traumsegeln. Müssen zu Anfang zwar kreuzen aber:  „Nur wo du hin gekreuzt bist, bist du auch gewesen.“ Zitat Jörg.

Dann sind sie wieder da, Delphine. Ich versuche sie zu streicheln. Lege mich aufs Schiff und halte die Hand ins Wasser. Sie kommen bis auf 10 cm heran, wollen aber nicht gestreichelt werden. Nach einer ¾ h Begleitung sind sie verschwunden.

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Nazare liegt sehr malerisch. Hinter einem sehr breiten Strand zieht es sich einen Hügel hinauf bis zum Felsenkap. Sehr kleiner Hafen, 1 Wc, 1 Dusche, aber WiFi.

Wir machen einen Hafentag, um die Bilge weiter zu erkunden. Haben durch die „Korkennummer“ die Undichtigkeit eingrenzen können. Das Wasser kommt von achtern. Vermutung: Ruderkoker oder Seeventil oder Stopfbuchse an der Welle ist undicht. Werden uns das Ganze in Lisboa ansehen, da wir da mindestens 1 Woche bleiben werden.

Nachmittags lernen wir einen Luxemburger im Cafe kennen. Er lebt hier und bietet uns an, mit seinem Auto einzukaufen, klasse. Dabei kommt auch noch eine Stadtführung heraus. Im Januar, Februar können die Wellen hier bis zu 30 m hoch werden. Hier hat Macknamara auf einer 30 m Welle einen Weltrekort im Surfen aufgestellt. Nach 3 h und einem Dankeschön Bier, verabschieden wir uns und verstauen unseren Einkauf.

Fr., 01.08. Auf nach Peniche, unsere letzte Station vor Lisboa.

Bis bald

Peter

11. Reisebericht

Bon Dia.

Fr., 01.08. Ich mag es gar nicht mehr schreiben, aber der Segeltag war einfach wieder super. Hafen, siehe Nazare, einfachst. Da die Windvorhersage für morgen gegenan sagt, bleiben wir einen Hafentag und erkunden die Stadt.

Diese Tour ist für mich wie eine Reise durch die Kulturen und Zeiten. Erst England, fühlte mich bei den Castels in Ken Folleth’s „Säulen der Erde“ versetzt. Dann Galizien, die Zeit der Cristianisierung und jetzt, in Peniche, die Mauren. Sehr beeindruckend.

Hier ist Kirmes. Die ganze Stadt voller Fahrgeschäfte, Freßbuden und kitschig bunt geschmückt. Als wir nach dem Stadtrundgang an den Hafen zurück kommen, überall große Grills aufgebaut, Fadomusik, melancholisch schwer, aber unheimlich passend und schön. Auf Nachfrage, stellt sich heraus: Heute ist das Dankesfest der Fischer an den lieben Gott. Bedeutet in der Praxis: Die Sardanahs am Kühlwagen sind kostenlos, müssen nur noch selber gegrillt werden, Brot 0.30 €, 1 L. Wein 1,50 €. Das Abendessen ist gesichert. Beim Grillen kommt man sich näher. Engländer, Franzosen und natürlich Portugiesen, mit Händen und Füßen, und viel Gelächter. Ein gelungener Abend. Leider fängt es an zu regnen und wir gehen aufs Schiff.

So., 03. 08. 6:00 h stehe ich auf, dusche, wecke Jörg und mache Frühstück. Nach dem Essen, Hafemgeld bezahlen, Schiff klar machen und um 08:50 h Leinen los um bei schwachem Wind aus der richtigen Richtung auszulaufen.

Wir haben heute mindestens 56 sm vor uns und ein Zeitfenster, durch die Tide bedingt, in welchem wir den Rio Tejo die 7 sm bis nach Alkantara fahren können.

Alkantara ist der Stadtteil von Lisboa in dem unser Jachthafen liegt. Der Wind frischt im Laufe des Tages auf, so dass wir mit guten 6 kn laufen können.

Ich bin jeden Tag aufs Neue dankbar, dass ich das erleben darf. Der Atlantik: Mit seiner langen Dünung, seiner unbeschreiblichen blauen Farbe, auf dem die Sonnenstrahlen glitzern. Kleine weiße Schaumkronen sich bilden, wie ausgelassene Kinder auf den Wellen reitend, im nächsten Moment abtauchend, um auf einer anderen wieder hervorzuschauen. Schweigend genießen.

Dann, urplötzlich sind sie wieder da, die Delphine. Sie spielen mit der Yssabeau. Schwimmen in der Bugwelle, tauchen unter ihr durch, Backbord, Steuerbord, springen aus dem Wasser und sind plötzlich wieder verschwunden.

Lisboa, eine riesen Stadt. Wir segeln den Rio Tejo aufwärts. Er ist mitten in der Stadt noch fast 2 km breit. Der Strom ist mit uns. Der Wind meint es sehr gut mit uns, bis an die 7 ktn. Bedeutet, bei nicht gerefftem Großsegel, ich habe die Großschot in der Hand und fiere sie, sobald der Druck im Großsegel zu groß wird. Siehe: „In den Wind schießen“.

Der von Jörgs Freund empfohlene Hafen liegt sehr verkehrsgünstig nahe der Altstadt, ist dadurch aber auch laut. Wir essen zu Abend und gehen nach dem frühem Aufstehen und 10:00 h Segeln in die Koje.

Mo., 04.08. Habe schlecht geschlafen, Zahnschmerzen. Nach 6 Ibuprophen 600 in den letzten 24 h und Verschlechterung, suche ich doch lieber einen Dentisten auf. Bedeutet: Hospital suchen, warten, kein Dentist, nächstes Hospital, warten, der findet die Ursache. 1 1/2 h OP. Zahn erhalten, Nerv entfernt. Nach dem Frühstück bin ich losgezogen, um 17:30 h zurück. Will Jörg noch helfen, falle aber ins Bett. Vergiss den Tag.

Di., 05.08. Bin wieder Ok. Jörg hat gestern, Dank der Eingrenzung durch die Korken, die Ursache des Wassereinbruchs, gefunden. Stopfbuchse. Meine Vermutung von Anfang an. Wir brauchen jetzt einen Spezialschlüssel, den ich schon in Kiel eingefordert habe, mal sehen wann wir den bekommen. Heute, Einkaufen, Stadtrundfahrt buchen, Spezialschlüssel suchen, und einfach treiben lassen. Abends versuchen ins Internet zu kommen. Ein Krampf in den Marinas. Sie verlangen viel Geld, haben angeblich Wifi, Reichweite aber nur 10 m, Verbindung absolut schlecht, Scheisse. Ich möchte mit Sabine über Skype telefonieren. Geht nicht, E-Mails versenden, geht nicht. Die Internetcaffees sind auch nicht nicht immer leicht zu erreichen.

Also bis bald

Peter

12. Reisebericht

Mi., 06.08. Endlich Lisboa erkunden. Mit dem Yellow Bus 2 1/2 h durch die Stadt, Kopfhörer auf und Infoinput. Danach treiben lassen, schlendern, Kaffee, schlendern und dabei Spezialschlüssel suchen. Finden die Mechanikergasse, jeder Laden Kopfschütteln. In der Altstadt esse ich das erste mal Bacalao, an der Luft getrockneter Fisch. Ein portogiesisches Nationalpericht. Auch wenn die Zubereitung besser sein könnte, habe ich nicht das letzte mal gegessen.

Do., 07.08. Auf dem Weg in die Stadt begegnen wir einem sehr freundlichen Portugiesen, der uns einen Kontakt zu einer Werkstatt herstellt, welche den Spezialschlüssel zum abdichten der Stopfbuchse anscheinend hat. Bedeuted: Lisboa fällt aus, zurück zum Schiff. Der Mechaniker kommt, kein Werkzeug dabei. Schaut sich das Wellenlager an und verspricht in 1-1 1/2 h zurück zu sein. Zeit für eine Siesta. Zwei Stunden später. Mechaniker nicht da. Ärger macht sich bei mir breit. Keine Lust, Lisboa mit warten an mir vorbeiziehen zu lassen. Was kann ich daran ändern? Hammer und Meißel zur Hand und ran an die Stopfbuchse und, siehe da, es klappt, sie ist dicht, kein Tropfen mehr. Hätte ich auch früher dran denken können.

Fr., 0 8.08. Heute nehmen wir uns das moderne Lisboa vor. 1998 wurde, zur Expo, ein völlig neuer Stadtteil erbaut. Gigantisch. Direkt am Fluß gelegen. Wohnblocks, Bürogebäude, Museen, Veranstaltungshallen. Von den Ausmaßen bestimmt fünf mal so groß wie die Hafenciti. Aber die Architektur. Ein Bau futuristischer als der andere. Da kommt Hamburg nicht mit.

Sa., 09. 08. Heute wird die Al Fama erkundet. 2000 vor Christi sind hier die ersten Menschen seßhaft geworden. Um eine Burg, auf einem der vielen Lissabonner Hügel, liegen die vielen schmalen Gassen des von Mauren erbauten Viertels. Wir fahren mit einer historischen Straßenbahn 3 h durch das Viertel. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Bergauf, Bergab, 10 cm an den Häuserwänden vorbei, Autos parken auf den Schienen bzw. dicht daneben. Die Straßenbahnfahrerin kennt ihre Bahn, fährt zentimetergenau an den Autos vorbei.

Und das Viertel. Kachel getäfelte Häuser, verfallene, neben gut restaurierten. Mir fällt es schwer das zu beschreiben, man muß es gesehen haben. Kommt nach Lisboa und schaut es euch an.

Wir steigen aus und genießen eine wunderbare Aussicht über Lisboa , welche sich den Hügel hinunter bis an den Tejo erstreckt. Trinken ein Bier, eine Kleinigkeit dazu und merken, dass hier Touripreise gelten. Ein Bier 4.80 €, Kleinigkeit 14.50 €. Ups. Wir gehen langsam, durch die schmalen Gassen, den Hügel herrunter und finden zum Glück einen der Aufzüge in die Unterstadt. Jörg fällt es schwer, die uneben gepflasterten Gassen bergab zu laufen. Schlendern weitere 2 h durch die Stadt, um in einem, gestern von Jörg entdeckten, kleinem Restaurant, gut und günstig zu essen.

So., 10.08. Heute wird das Schiff klar gemacht. Wollen morgen oder übermorgen weiter Richtung Süden. Man könnte hier noch Wochen jeden Tag neues entdecken, aber wir haben ein Segelschiff zur Verfügung und die See ruft. Das habe ich heute morgen geschrieben. Schiff ist nicht klar. Ankerwinde wieder defekt. Habe mich versucht. Wenn am Kabel gewackelt wird, geht es kurzfristig, also, Kabelbruch oder Kontakt am Motor. Ausbau des Motors. Einfach gesagt. Kein Montageplan an Bord. Bekomme die Welle nicht vom Motor getrennt. Welle über dem Deck, Motor unter Deck, scheiße. Während dessen versucht Jörg den wieder undichten Kocher zu reparieren, Fehlanzeige. Ein erfolgreicher Tag.

Mo., 11.08. Werden versuchen einen Mechaniker zu finden und siehe da. Nach 1 1/2 h sind zwei Mechaniker an Bord. Bauen den Ankerwindenmotor aus und: Völlig voll Wasser, Salzkruste und alles verrostet. Das der überhaupt noch bis jetzt gelaufen ist, ein Wunder.

Der Motor wurde, vor einem Jahr neu, von einem Bootselektriker, völlig falsch eingebaut. Die Handwerker wollen versuchen ihn zu reparieren. Ich glaube, Lisboa wird noch ein paar Tage von uns unsicher gemacht werden.

Di., 12.08. Heute ist endlich das Schiff dran. Großreinemachen. Mit Schrubber und Wurzelbürste vom Deck über das Kokpit bis in die äußersten Ecken der Toilette.

Am Nachmittag gehe ich in einen der noch nicht erkundeten Stadtteile, um ein Restaurante für den Abend auszukundschaften. Entdecke dabei ein altes Fabrikgelände auf dem sich Künstler aller Sparten niedergelassen haben. Schräg und hochpreisig, aber auch sehr interessant.

Abends gehen wir sehr gut und günstig in einem Restaurante essen, in das sich sonst kein Tourist verirren würde.

Mi., 13.08. Nach dem Frühstück sind sie wirklich da, die Mechaniker. Hätte nicht geglaubt das sie den Motor hin bekommen. Einbau eine Stunde, klasse Jungs. Geht mir heute nicht besonders gut, immer noch der Zahn. Schlafen ist immer gut. Werden morgen die Bordvorräte auffüllen und dann weiter.

Liebe Grüße

Peter

 13. Reisebericht

Do., 14.08. Die Zahnschmerzen sind schlimmer geworden. Kiefer geschwollen, ab zum Dentisten. Zwei Stunden warten, also durch die Gegend schlendern, bergauf, bergab. Lisboa ist, angeblich auf 7 Hügeln erbaut worden. Nach meinem Gefühl eher auf 70.

Mein Weg führt mich durch enge Gassen, an halb verfallenen Häusern vorbei. Gleich nebenan, prächtige Villen mit riesigen Palmen und Gummibäumen in den Vorgärten. Arm und Reich dicht nebeneinander. Zwischendurch genehmige ich mir, in einem kleinem Straßenkaffee, einen Kaffee, beobachte das bunte Treiben auf der Straße und genieße Lisboa.

Zurück zum Dentisten, Betäubung welche nicht wirkt, Drainage legen, abpumpen des Eiters, Antibiotika verschrieben und wieder aufs Schiff.

Einkaufen, Wäsche waschen und die Mechaniker bauen noch ein Ersatzteil für die Motorschaltung ein. So kann auch ein Tag vergehen.

Fr.,15.08. Nach dem Frühstück fahren wir zu Leroy Merlin. Ein riesiges Einkaufszentrum vor den Toren von Lisboa. Dort soll es Petroleum geben. Brauchen wir zum kochen. Unsere, in Kiel gebunkerten, 25 lt gehen zur Neige und es ist uns bis jetzt nicht gelungen, etwas auf zu treiben. Leider auch hier nicht. Von C&A, über STABLES bis zu IKEA ist alles vertreten, aber kein Petroleum.

Essen eine Kleinigkeit und fahren mit dem Bus zurück.

Sa., 16.08. Lernen einen Deutschen aus Chemnitz kennen, er lädt uns auf ein Bier auf sein Boot ein. Hat sich eine neue Benetau 45 in Frankreich gekauft, 320.000 €, und möchte sie in 10 Wochen nach Kroatien überführen. Ganz schöner Knüppeltörn, fährt an den schönsten Segelrevieren vorbei.

Segeln ist für mich eine der schönsten Arten zu reisen, aber eben nur die Art der Fortbewegung. Reisen macht für mich aus: Menschen, andere Kulturen, Länder, Landschaften und die Mentalität kennenzulernen, etwas davon mitzunehmen und passendes anzunehmen.

Da bestätigt sich für mich wieder. Geld haben ist das eine, Zeit haben ist jedoch ein wichtigeres Gut. Auch wenn ich irgendwie im Winter zusehen muß, wie die überzogenne Reisekasse ausgeglichen werden kann.

Hat jemand einen Job?

Jörg hat im Internet einen Petroleumhändler an der Algarve ausfindig gemacht, bis dahin reichen unsere Vorräte noch. Der Kocher leckt immer noch. Ich bekomme ihn nicht dicht. Also erst einmal Siesta.

Jörg sitzt wärend dessen am PC, funktionierendes WIFI ausnutzend und er findet eine Explosionszeichnung mit Ersatzteilliste. Zwischen Brenner und Zuleitung fehlt eine Alludichtung. Ohne Dichtung kann’s nicht dicht werden. Kram, kram und, siehe da, es finden sich welche. Kurz und gut, am Abend ist der Kocher dicht, endlich.

So., 17.08. Erkunde heute Lisboa zu Fuß und alleine. Gehe in Kathedralen, ein Kloster, lasse auf mich wirken.

In einem der unzähligen Parks auf einer Bank sitzend, euch meine Gedanken und Erlebnisse mitteilend, träumend, zwischen uralten exotischen Bäumen, Ruhe, Stille. Träumen.

Selbst die Tauben haben hier ihr geschäftiges, immer währendes Picken nach Nahrung eingestellt und sitzen verschlafen unter den Bäumen.

Beim Weitergehen durch die sonntäglich ruhige Stadt dringt Fadomusik aus den Fenstern. Melancholisch, etwas traurig und doch so schön.

Weite, Hügel auf, Hügel ab, durch die Wohnviertel. Viergeschossige Häuser, viele davon bunt gekachelt. Das hält die Feuchtigkeit draußen und reflektiert das Sonnenlicht und kühlt somit.

Nächster Park. Kaffee, eine der kleinen Pasteten, mal schmecken, was drin ist, in Brühe gekochte Hühnerbrust.

Die Pasteten sind in Portugal alle lecker. Nicht so süß. Diese ist aber besonders lecker.

Mo., 18.08. Wir bekommen Besuch von Jörgs ASV Kollegen Willi, er wohnt in Lisboa; hat uns im Vorwege schon viele gute Tips gegeben. So auch heute, sehr unterhaltsamer Nachmittag.

Di., 19.08. Nach 16 Tagen, Landratte wieder auf See, endlich. ACHTUNG WIDERHOLUNG! Traum Wetter, traum Segeln, der portugiesische Norder bringt uns gemütlich, aber auch mit 6-7 kn nach Sesimbra.

Mi., 20.08. Gehe um 07:00 h in die Stadt. Die Marina liegt etwas außerhalb, 20 Minuten Morgenspaziergang bei aufgehender Sonne und ich bin mitten in einer an den Berg geklatschten Kleinstadt.

Die Geschäfte machen schon auf, Menschen auf der Straße, geschäftiges Treiben. Ganz anders, als in der um diese Zeit, noch schlafenden Großstadt Lisboa.

Kaufe 4 Brötchen von einer verständnisvoll über mein „Portoenglisch“ lächelnden Frau. Schlendere durch belebte enge Gassen, bergauf, bergab, Portugal muss im früheren Leben eine Achterbahn gewesen sein.

Setze mich vor ein kleines Kaffee auf einen der zwei Stühle, trinke einen Kaffee mit leckerer Pastete und lasse das Leben an mir vorbeitreiben.

Auf dem Rückweg kommen mir viele Menschen mit Eimern voller Fisch entgegen. Sie kommen aus dem Fischereihafen.

Ich gehe durch den selbigen, riesiges Gelände, für so eine kleine Stadt. Überall stehen Fischer und sortieren Nylonleinen in 200 L. Plastiktonnen. An den Leinen sind ca. alle 10 cm Angelschnüre mit Haken befestigt. In jede Tonne paßt eine Nylonleine. Die in der Schraube und das war’s.

Nachmittags mit Jörg durch die Stadt gehen, hier für ein Bier hinsetzen, da für ein Foto stehen bleiben, eben „entschleunigt“.

Am frühen Abend gehen wir in ein Fischrestaurant am Hafen lecker Fisch essen. Da gibt gibt es endlich, die von Jörg schon lange angekündigte portugiesische Fischsuppe „Caldeirada“, ein aus diversen Fischen und Gemüsen bestehendes Eintopfgericht – sehr lecker – !!!

Dann, um 20:00 h, treffen wir uns mit einem Köllner Ehepaar auf deren Schiff, die seit Jahren hier an der Küste segeln, um uns gute Tipps zu holen.

Liebe Grüße

Peter

 14. Reisebericht

Do., 21.08. Bin gestern abend früh ins Bett gegangen und auch heute verbringe ich fast den ganzen Tag in der Waagerechten. Mir ist schlecht und schwindelig. Ich vermute das sind die Nebenwirkungen der Antibiotika, sind schon Hammer-Tabletten.

Fr., 22.08. Alles wieder o.k., manchmal bewirkt Ausruhen eine ganze Menge.

Checken das Boot. Kein Wasser in der Bilge, neue Windfahne an die Windsteueranlage, die alte hat der Norder mitgenommen, usw. Nachmittags kommt das Köllner Ehepaar uns besuchen, klönen ein bischen, weiterbasteln und dann ist auch schon wieder Essenmachen angesagt.

Sa., 23.08. Endlich. Bordzeit 12:25 h legen wir ab. Der portogiesische Norder treibt uns raumschots und mit guten 6 1/2 kn gen Süden. Was will ich mehr.

Sonnenschein, warm und segeln. Zum Glück fehlt nur noch Sabine und die steigt in drei Wochen auf. Nach 33 sm umd völlig entspantem Segeln laufen wir gegen 18:00 h in Sines ein. Schöner geschützter Hafen, netter Empfang durch den Hafenmeister und einen traumhaften Blick auf die Stadt. Hier werden wir ein paar Tage gut aushalten können.

Sines - Peter

So., 24.08. Stehe früh auf und mache meine morgendliche Entdeckungstour. Durch die Stadt schlendern, Kaffeechen an irgend einer schon belebten Ecke, einen Bäcker findet man immer, Brötchen kaufen, zurück schlendern und frühstücken. Schon ist es 11:00 h.

Simone und Mario, ein deutsches Aussteiger-Ehepaar, hatten Probleme mit ihrer Ruderanlage. Diese wurde zwar gestern repariert, sie sind sich aber unsicher, ob alles auch richtig funktioniert. Sie haben von dem kölner Paar aus dem letzten Hafen erfahren, daß ich Schlosser bin, ob ich mal einen Blick drauf werfen kann. Natürlich helfe ich gerne. Optisch alles o.k., Leinen los und einige Kringel fahren. Ich kann sie beruhigen, das Ruder funktioniert einwandfrei. Sie machen neben uns fest und nach einem „danke“ Sekt gehen wir zusammen zum LIDL einkaufen. Abends tauschen wir bei einem Glas Wein Erlebnisse aus, und so erfahre ich,   daß die beiden Tauchlehrer sind. Wir verabreden uns auf einen Tauchgang für morgen, klasse!

Mo., 25.08. Um 06:30 h bin ich ausgeschlafen, gehe in die Stadt in die Markthallen. Es fällt mir schwer, nicht alles aufzukaufen. Diese Fülle an frischem Obst, Gemüse und Fisch, umwerfend. Entscheide mich dann für Fisch mit Bohnen. Nachdem ich die Bohnen in eine Tüte gepackt habe kommt die Marktfrau schüttelt den Kopf, nimmt eine neue Tüte und sortiert mir, jede Bohne einzeln prüfend nur die „ganz frischen“, wie sie mir zu verstehen gibt, ein.

Leider findet der Tauchgang nicht statt. Die vermeindliche Tauchbasis ist ein Stützpunkt für Harpunenjäger, die gehen apnö ins Wasser, also können wir uns da keine Ausrüstung leihen. Stattdessen gehen wir schnorcheln. Leider sehr schlechte Sicht und A….kalt. Versuche es an der Algarve noch einmal.

Abends gibt es lecker Dorade mit Bohnen und Kartoffeln, dann auf ein Gläschen Roten zu Simone und Mario aufs Schiff und ab in die Falle.

Di., 26.08. Nach meinem morgendlichem Spaziergang und Frühstück, gehen wir an die Windsteueranlage, um sie richtig zu justieren. Gestern war ein deutscher Segelkollege vom Nachbarsteg an Bord der so eine Anlage fährt und hat sie uns so erklärt, daß wir sie jetzt auch richtig begriffen haben. An und für sich ganz einfach, wenn man weiß wie es geht.

Nachmittags geht es in die Stadt. Wieder ganz anders. Kleine enge Gassen mit der für Portogal typischen Mosaikpflasterung, zweigeschossige Häuser mit Flachdächern, aneinander gebaute schmale Stadthäuser. Die Stadt liegt gut 40 m oberhalb des Hafens. Von hier hat man einen wunderbaren Blick auf das Hafenkino. Einlaufende Jachten, Segel runter, Ankermanöver fahren etc. Inzwischen ist es auch schon 18:30 h. Wir haben uns mit Simone und Mario zum Essen verabredet. Kleines Restaurant, von Außen eher abrißwürdig, würde man in Deutschland nicht reingehen. Nach unserer Erfahrung aber oft die Besten. So auch hier. Gemüsesuppe, klasse. Salat, klasse,Tintenfisch spitze.

Mi., 27.08. Wir haben uns entschlossen heute abend um 22:00 Uhr loszusegeln. Von Sines nach Lagos sind es 85 sm, kein Hafen dazwischen, bedeutet: Bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 5 kn 17 h Segelzeit. Guter Wind, wir setzen einen „Bullenstander“ und lassen uns mit achterlichen Wind auf die Südspitze Portugals zuwehen.

Auf See gibt es kein Streulicht und keine Begrenzung
des natürlichen Horizonts. Sooooo….. ein Sterrnenhimmel.

Schlafen, Wache, schlafen, Wache, so der Idealfall. Die lange Atlantikwelle kommt von achtern, bedeutet: Sie schiebt uns. Mit dem Wind zusammen mit guten 7kn.

Am Ruder und an Deck völlig entspannt. Unter Deck rolle ich in meiner Koje hin und her. Überhaupt nicht entspannt. Nach einer Stunde hab ich die Schnautze voll. Sch… auf Schlaf, die Sterne warten.

Ich löse Jörg ab, der kann immer schlafen. Der Wind nimmt zu, bis auf 23 kn, gut das wir den Bullen gesetzt haben.

An Steuerbord voraus taucht ein Licht am Horizont auf kommt schnell näher. Stockdunkel. Was für ein Dampfer ist das? In welche Richtumg ist der unterwegs? Kann der gefährlich werden? Wenn der auf Kollisionskurs ist, wie weiche ich mit dem gesetztem Bullenstander aus, geht gar nicht.

Das sind Gedanken, die mir durch den Kopf gehen.

Natürlich sehe ich irgendwann die Positionslichter, Rot also Backbord, er kreuzt, bei der gepeilten Geschwindigkeit, meinen Kurs weit vorm Bug der Yssabeau. Solche Situationen gibt es öfter, spannend.

Was ist denn das? Der Horizont kommt immer näher, oder verschwindet er? Plötzlich, von gleich auf jetzt, ist der Kompass beschlagen, meine Brille auch, ach du dicke Suppe, Nebel. Sterne, futsch, Horizont, futsch überhaupt, außer der Yssabeau, alles futsch. Jöööörg, aufstehen. Dem geht es wie mir, er sieht auch nichts.

O.k. Weiterfahren. Leider fahren wir auf ein Verkehrstrennungsgebiet zu, sind sozusagen fast drin.

Ein Verkehrstrennungsgebiet muß man sich so vorstellen. Alle Frachter, die von Norden kommen und in das Mittelmeer wollen, müssen, trichterförmig in diese „Autobahn der Meere“ reinfahren. Wollen wir da im Nebel mitmachen? Nein! Also einpicken und auf’s Vorschiff, den Bullen lösen. Stockdunkel, Nebel und 7 kn Fahrt. Da wollte ich schon immer mal auf dem Vorschiff rumturnen.

Jörg sieht und hört am Ruder auch nichts. Alles geht langsam, wird ertastet und immer wider umpicken, Sicherheit hat Vorrang.

Als ich nach achtern komme, bin nicht nur ich erleichtert. Halsen und auf dem anderen Bug gen Osten auf das Cabo de Sao Vicente zu. Die südwestlichste Spitze Portugals.

Cabo de Sao Vincente

Der Nebel ist plötzlich weg, sehr gut. Der Wind bleibt, auch gut. Die Sonne geht über dem Cabo auf, gigantisch, eine senkrecht aufragende Felsenküste, auf der der Leuchturm wie ein Spielzeug wirkt.

Der Fels, an dem sich die Brandung bricht, ist von Höhlen durchzogen und zieht sich km lang hin. Da fehlen die Worte, wie klein wir Menschen dagegen sind. Ich kann verstehen, daß die Menschen vor 600 Jahren dachten, dass muß das Ende der Welt sein.

Wir segeln am Cabo vorbei. Jetzt liegt die Küste das erste mal seit Wochen nicht mehr im Osten, sondern im Norden. Schweigend genießen wir diesen Anblick…..

Um 12:00 Uhr werden wir von Simone und Mario am Anleger in Lagos begrüßt. Sie wollten einkaufen gehen, und sahen uns gerade einlaufen.

Lagos - Peter

Duschen und abhängen ist jetzt angesagt. Nachmittags gehe ich noch auf zwei Stunden in die Stadt, touristisch aber mit Charm. Allerdings bin ich auch nach 32 Std. nicht schlafen etwas wenig aufnahmefähig, also früh ins Bett.

Fr., 29.08. Sind um 12:00 h nach Albufeira ausgelaufen, nur 20 sm. Lauer halber Wind, strahlende Sonne bei 28° was möchte man sonst noch?

Zwischen lagos und Albufeira - Peter

Natürlich, da fehlt noch eine, Sabine! Aber dann wäre das Glück vollkommen.

In Albufeira angekommen, fühle ich mich wie in einer anderen Welt. Der ganze Hafen ist in den Fels gerprengt. Alles neu bebaut wie im Art Dekostil, Bonschefarben angestrichen und es gibt hier nichts, was ein Urlauber nicht braucht.

Hafeneinfahrt Albufeira - Peter

Mit einem Fallschirm von einem Boot gezogen übers Wasser. Speedboote, Gokartfahren usw. eben Touriland.

So etwas habe ich sonst nur in Florida erlebt. Abends gehen wir noch ein Bier trinken und ab ins Bett. Morgen steigt Ruth, eine neue Mitseglerin auf, kenne ich noch nicht, bin gespannt.

Bis zum nächsten Bericht

Peter

15. Reisebericht

Sa., 30.08. Heute ist rein Schiff angesagt. Geht fast der ganze Tag drauf. Nach dem Essen warten wir in einem Lokal vor der Marina bei einem Bierchen auf Ruth. Um 19:30 h kommt sie an. Wir klönen ein bisschen, Ruth isst etwas und dann ab auf’s Boot in die Kojen.

So., 31.0 8. Wir wollen wieder zurück, 12 sm westlich von hier liegt Portimao. Unsere Vorstellung ist es, gemütlich an der Algarve entlang, mal hier hin, mal da hin zu segeln. Pustekuchen. Nach 3 h und kaum Wind sind wir gerade ‚mal 3 sm voran gekommen und der Wind schläft völlig ein. Wir entscheiden uns, umzukehren. Motor an und zurück, selber Steg, selber Finger. Da der Wind morgen noch mehr schlaffen soll, werden wir noch einen Hafentag einlegen. Den Abend genießen wir an Deck bei mediteranen Temperaturen und einem Gläschen weißen.

Albufeira

Mo., 01.09. Werden nach dem Früstück in die Stadt gehen. Unser Stegnachbar, ein englischer Dauerlieger mit seiner Frau und Schwägerin, bietet an, uns mit seinem Auto reinzufahren. Das ist die Gelegenheit, schwere Gegenstände, wie Wasser-Wein-und Bierflaschen, nicht schleppen zu müssen. Ruth und ich gehen zu Fuß in die Stadt, um uns später mit dem Engländern und Jörg in der Stadt zu treffen. Im Gegensatz zur neugebauten und gestalteten Marina, hat die Stadt sehr alten Baubestand. Die Häuser sind an vielen Stellen fast in die Hügel hineingebaut worden. Enge Gassen, Treppen, welche plötzlich enden, umkehren, weiterschlendern und neuer Anlauf, um nach oben zu kommen und auf den Ort zu blicken. Von oben sieht man auf rote Ziegeldächer eingesäumt von bebauten Hügeln vor dem langen Strand und dem, von keinem Windhauch bewegten, weiten blauen Meer. Wieder im Ort, treffen wir Jörg und die Engländer. Jetzt ein kühles Bier und dann einkaufen. Abends mache ich das erste Mal frisches Tunfischsteak, wußte gar nicht, daß das so lecker schmeckt.

Albufeira Altstadt

Inzwischen sind unsere Aussteiger Simone und Mario eingelaufen. Sie kommen auf ein gläschen Wein und es wird wieder ein unterhaltsamer Abend.

Di., 02.09. Wir konnten erst um 14:00 h ablegen, da Jörg die Tankanzeige reparieren mußte. Dafür haben wir jetzt guten Wind aus der falschen Richtung, also kreuzen. Da wir nur 20 sm vor uns haben, ist das zeitlich auch gut zu machen.

Wir segeln an steilen Felsküsten entlang, durchzogen von Höhlen, in welche ganze Fischerboote passen würden. Immer wieder unterbrochen von kleinen Sandstränden, oft eingesäumt von kleinen Häuseransammlungen und Dörfern. Von See aus eine traumhafte Küste. Gegen Wind und Welle kommen wir gut voran und sind um 20:30 in Portimao. Hafenmeisterei? Geschlossen. Wir liegen neben der Tankstelle und der nette Tankwart gibt uns den WC Code und wir bleiben über Nacht.

Küste -Albufeira - Portimao

Mi., 03.09. Morgens gehe ich Brötchen holen in die Stadt. „Steilshoop“, ein zehngeschossiges Hotel neben dem anderen. Ich gehe durch Häuserschluchten und suche einen Supermercado. Nach 2 h bin ich mit Brötchen zurück und will nur noch weg. Die von See aus so wunderschöne Algarveküste ist an Land, in den Städten, zumindest welche einen Haffen haben, voller Bettenburgen, schade, aber wir haben ja ein Schiff, ablegen umd die Freiheit genießen. Bei, zum Nachmittag hin, bis zu 5 Windstärken vorm Wind, laufen wir gute 7 kn und sind schnell in Vilamoura.

Portimao

Einchecken, ups. 50 €, Steg suchen, ups. sind wir auf Mallorca? Trubel wie am Ballermann. Ok. Das Leben ist voller Überraschungen, ICH habe mir die Algarve anders vorgestellt, als ICH sie gerade erlebe. Allso einkaufen um in den nächsten Tagen den Magen zu füllen und ab zur „Trubelmarina“. Großes Gelächter, wer sitzt bei einem Bierchen in der Bar vor unserem Steg? Simone und Mario, sie sind gerade eingelaufen. Sie haben auch die Schn…., voll von dem Trubel und den Preisen, werden wohl in einem Rutsch durchsegeln nach Spanien. Ob es da besser ist? Wir verabschieden uns in der Gewißheit, dass es nicht von Dauer ist.

Vilamoura

Do., 04.09. Brechen nach dem Frühstück nach Faro auf, nur 15 sm. Faro hat keinen Hafen für Segelschiffe. Wir wollen in der Bucht davor ankern. Ich freue mich aufs Ankern. Jörg hat einen heiden Respekt vorm Ankern. Er schläft vor Anker immer schlecht. Hält der Anker? Bekommem wir in wieder los oder verhakt er. Da die Ankerbuchten oft sehr voll sind, werden die Anker auch, meistens von Chartercrews, über andere Ankerketten geworfen und dann gute Nacht. Na ja mal sehen wie das wird. Klasse Wind, schönes Segeln. Die Bucht ist voll, aber auch groß. Ankermanöver klappt beim ersten Mal, klasse. Sitzen bei Sonnenuntergang an Deck und essen, sehr schön.

Faro vor Anker

Fr., 05.09. Stehe um 06:00 h auf und setze mich an Deck. Stille. Ein Fischer zieht mit seinem kleinem Fischerboot dicht an der Yssabeau vorbei, hebt die Hand zum Gruß.

Langsam wird der Himmel an einem Punkt heller. Die Morgendämmerung breitet sich von dieser Stelle immer weiter über dem Wasser aus. Ankernde Segelboote bilden Schattensiluetten auf dem völlig stillen Meer. Dann taucht der rote Ball hinter dem Horizont auf und taucht alles in das, den neuen Tag verkündende, Licht. Verzaubert erlebe ich einen traumhaften Sonnenaufgang vor Anker, mein erster. Die anderen Besatzungsmitglieder lassen mir noch eine Stunde, um das Erlebte zu genießen.

Nach dem Frühstück motoren wir aus der Bucht in Richtung Masagon Nach 4 h motoren, ich mache gerade Siesta, beschliessen Ruth und Jörg einen anderen, näheren, Zielhafen anzulaufen. Kursänderung. Wind kommt auf. Kursänderung auf den alten Kurs, Segel setzen, Wind wird stärker, das Spinnaker-Segel gesetzt und mit 120 m/2 Segelfläche, bei bis zu 5 kn, über die Wellen gerauscht. Das macht Segeln aus! Peter am Ruder, Jörg an der Großschot, zur Sicherheit. Sollte ich in den Wind schießen, wie Ruth passiert, dann knallt und klappert es. Jörg könnte das verhindern indem er schnell die Großschot fiert. Zum Glück halte ich den Kurs. Mit 8 kn schiesst die Yssabeau durchs Wasser, Spitze. Masagon ereichen wir 1 1/2 h vor der errechneten Zeit.

Unter Spi

Sa., 06.09. Einen Hafentag nutzen wir zum einkaufen, abhängen und faulenzen. Und dann entdecken wir sie wieder, Simone und Mario. So ist das bei Langfahrten. Man trifft sich immer wieder. Es ist nett mit den beiden. Sie haben auch etwas zu erzählen. Wir lachen viel. Abends gehen wir zusammen essen, Tappas sehr lecker.

So., 07.09. Heute geht es 44 sm nach Rota, wo morgen Sabine zu uns stößt. Nach drei Monaten endlich wiedersehen!!!!!

Das bunte Segel wird in der nächsten Zeit unserer Begleiter sein, so auch heute. Klasse Spiesegeln.

Rota ist eine alte befestigte Stadt auf einer Landzunge gegenüber von Cadiz aus der Maurenzeit.

Rota

Mo., 08.09. Morgens wie gehabt, durch die erwachende Stadt. Bin aber heute nicht ganz so entspannt, eher aufgeregt. Sabine. Heute ist große Wäsche und einkaufen angesagt, geht der Tag fast bei drauf. Abends warten wir bei einem Bier in einer kleinen Bar auf Sabine. Um 19:00 h kommt sie mit einem Taxi. Großes Hallo und von mir einen dicken Kuss.

Di., 09.09. Da Ruth einen Rückflug von Malaga gebucht hat, beschließt der Crewrat, die nächsten 4 Tage keinen Hafentag einzulegen und eventuell nach Gibraltar zurück zu segeln. Bei lauem Lüftchen und mit buntem Spinnaker machen wir ganz gut Fahrt. Gegen 18:00 h machen wir in Barbate fest und Sabine macht uns ein leckeres vegetarisches Gericht.

Mi.,10.09. Heute gehts nach Gibraltar, nur 30 sm. Traum segeln, Spinnaker gesetzt und ab die Post. Dann passiert’s!

Das, was man sich nicht wünscht. Um 15:40 h, auf Position: N 36°02′,83; W 005°45’28, 2 sm vor der spanischen Küste, treibt ein Mensch und ruft um Hilfe. Unter Spinnaker und bei 6 kn ist ein Mensch über Bord Manöver schwierig. Jörg ist völlig ruhig und klar in seinen Anweisungen. Spinnakerschot fieren, anluven, Fender an die Festmacherleine anschlagen, längseits legen, Großschot los, Fender nahe an die Person im Wasser positionieren und sie ans Schiff ziehen. Das alles passiert in in kürzester Zeit, ca. 2-4 Min.

Ein junger Mann treibt auf einem Autoschlauch im Wasser, er ergreift den Fender und ich ziehe in an die Bordwand. Ich helfe ihm an Deck. Völlig erschöpft sinkt er auf die Backskiste. „Where do you come from?“ “ Marokko“. Ach du Sch……, das gibt Ärger, sagt Jörg. Wir haben einen Flüchtling an Bord. Er ist völlig durchgefroren und wir wickeln ihn in Decken ein, geben ihm Wasser und eine Banane. Danach schläft er sofort ein. Was tun? Gibraltar antwortet nicht über Funk. Also spanische Behörden in Tarifa. Die kommen nach einer 1/2 h längsseits nehmen den Flüchtling auf ihr Schiff und bedanken sich überaus freundlich. Von Schiff zu Schiff zeige ich auf mich und sage meinen Nahnen. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht und er sagt „Achmet“, schon legt die Küstenwache ab und rauscht ab. Das ganze hat 50 Minuten gedauert, und keinen Ärger! Kurze Zeit später wird die Yssabeau angefunkt, doch noch Ärger? Im Gegenteil. Die Küstenwache gratuliert uns, dass wir den Menschen gerettet haben. So kann man sich in den Behörden täuschen, schön. Jetzt erst realisiere ich das wir einem Menschen wahrscheinlich das Leben gerettet haben. Wie verzweifelt muß ein Mensch sein, um sein Leben aufs Spiel zu setzen und 15 sm über eine von Großschiffen befahrene Wasserstraße schwimmend zu queren? Wir sollten dankbar sein in einem Land wie Deutschland leben zu können………!

Wir setzen die Genua und haben nach 3 h Gibraltar vor Augen. Gewaltig. Ein riesiger Fels erhebt sich aus dem Meer. In meiner Vorstellung habe ich das viel kleiner erwartet. Leider sind die 2 Häfen auf der englischen Seite voll, so daß wir den spanischen Hafen La Linea anlaufen müssen. Gigantische Kullisse der angestrahlte Fels von Gibraltar.

Gibraltar

So jetzt erst mal Schluß. Will ja kein Buch schreiben.

Peter

 16. Reisebericht

Hallo ihr Lieben.

Do., 11.09. Legen um 11:00 h Richtung Marbella los. Werden aber in den nägsten Tagen wieder nach Gibraltar zurück kehren, um uns dann Zeit zu lassen für dieses Stückchen Erde, wann kommt man schon hier her? Von der Navigation habe ich mich schon vor drei Tagen verabschiedet. Zwei Skipper am Bord, was soll ich da als „Anfänger“ reinpfuschen. Unspektakuläres Segeln, an einer mit Hochhäusern gesäumten Küste entlang. Machen um 19:30 h in Marbella fest. Ich sag‘ nur “ Bettenburgen“

Fr., 12.09. Heute 05:00 h nach Benalmadena, ca. 8 km vor Malaga. Malaga selber hat keinen Jachthafen für Gastlieger.

Benalmadena

Sa., 13.09 Ruth steigt heute ab. Fährt früh mit dem Taxi zum Flughafen. Wir machen einen Faulen, abhängen, ein bischen schlendern, Siesta, etwas einkaufen, Essen machen, abends ein Weinchen und ab ins Bett.

So., 14.09. Fahren heute mit dem Bus nach Malaga rein ca. 8 km. Sabine sagt, die Altstadt soll sehenswert sein.

Malaga Altstadt

Der Bus fährt uns durch Häuserschluchten mit Bettenburgen. Die Costa del Sol ist zugesch… mit Beton.

Bei der Altstadt von Malaga hat Sabine aber nicht zu viel versprochen. Sehr, sehr schön. Arabisch-spanische Mischung. Verspielte, türmchenverzierte Mehrfamilienhäuser wechseln sich mit typisch spanischen, mit Eisengittern versperrten Fenstern und Balkonen, ab. Sehr enge angenehm kühle Gassen, in welche wahrscheinlich nie ein Sonnenstrahl dringt.

Vorbei am Dom, dem Picasso Museum, vor dem eine Menschenmasse auf Einlass wartet. Kleine, verwinkelte Bodegas und Läden, aber alles passend. Es ist zwar auch touristisch, aber in die Stadt integriert. Hinsetzen, Tappas essen, weiterschlendern, Kaffee Leche, Entdeckungstour fortsetzen, links oder rechts? Egal, treiben lassen.

El Pimpis

Wir stehen auf einmal vor einer Bodega, „El Pimpi“, witziger Name, mal reingehen? Ja. Die Räume sind verwinkelt und ziehen sich durch mehrere Gebäude. Überall Bilder und alte Plakate von Stierkämpfen und Flamencotänzerinnen an den Wänden. Eine Wand ist voller Fotos von Promminenten, u.a. Paola Picasso, Tonio Banderas, Placido Domingo, etc.

Fässer im "El Pimpis"

Leise Flamencoklänge runden das Ganze ab. Hier wird gegessen. Alle einen Salat, Jörg einen Grillteller, Sabine Garnelenrattatui und ich zarteste Ziege. Absolute Spitze. Ein Malaga rundet das Essen ab, was will der Mensch mehr?

Sabine, Peter und ich im "El Pimpis"

Mo., 15.09. Auf, zurück nach Gibraltar mit Zwischenstop in Bajadilla.

Di., 19.09. Da kein Wind bläst, motoren wir 23 sm. 5 sm vor Gibraltar bläst er dann wieder, aber für eine Stunde setzen wir das Segel nicht. Gibraltar von Osten anfahren ist noch gigantischer, als von Westen. Der Fels fällt fast senkrecht ins Meer. An der höchsten Stelle erhebt er sich 428 Meter aus den Wellen.

Diesmal haben wir vor 2 Tagen einen Liegeplatz direkt in Giaraltar geordert. Einkaufen ist angesagt, da fast alles ausgegangen ist. Jedoch erst einmal essen, Fisch and Chips, Sabines erstes Mal. Man kann ihn vergleichen mit dem panierten Fisch in Niendorf an der Ostsee, sehr gut. Anschließend einkaufen bei Morrison. Die verkaufen allerdings Alkohol, frische Wurst und Fleisch nur bis 21:00 h. Es ist 21:05 h. Da wir weder Wein noch Bier an Bord haben, heißt es heute Abend, dry Ship. Öfter mal was Neues.

Mi., 17.09. Morgens in die Stadt, Brötchen kaufen. Gibraltar ist zwar klein, aber dafür sehr quirlig. In einem kleinenjüdischen Kaffee gegenüber des Gebäudes, in dem der Gouverneuer von Gibraltar residiert, finde ich noch ein Plätzchen für meinen Espresso. Diese Stunde vor dem Frühstück an Bord genieße ich. Die Menschen wuseln um mich herum. Juden mit ihrer typischen Kopfbedeckung, Muslems und äusserst korrekt gekleidete Engländer. Alle bringen ihre, in Schuluniformen gekleideten Kinder in die Schule bzw. Kindergarten. Die verschiedenen Konfessionen scheinen hier sehr tolerant nebeneinander zu leben. Juden begrüßen Muslime mit einer Umarmung, freundliches Lächeln und Höflichkeit prägt das Straßenbild. Die Energie in dieser Stadt empfinde ich als überaus angenehm, das genieße ich.

Selbst der Wachwechsel vor dem Gouverneursgebäude, der 20 m von meinem Platz entfernt stattfindet, hat nichts martialisches an sich.

Zurück zum Schiff, frühstücken, Abwasch und ab zu Morrison, um unsere Vorräte aufzufüllen, diesmal mit dem Bus und vor 21:00 h. Eine Tageskarte für 2,75 £ gekauft und wir können über die ganze Halbinsel fahren.

Gibraltar ist zwar klein, aber ganz schön bergig. Selbst mit dem Bus sind das Strecken, ein Fels eben. Durchzogen von Höhlen, welche im Laufe der Jarhunderte von den jeweils herrschenden zur Verteidigung in den Fels geschlagen wurden. Am südlichsten Punkt Europas steigen wir aus und können den Blick auf Afrika genießen. Wie überall auf Gibraltar, sind auch hier riesige Kanonen zu bestaunen. In einem Unterstand befindet sich ein kleines Museum zur Geschichte Gibraltars. Jetzt wissen wir, dass die eurasischen- und die afrikanischen Landmassen, weit vor unserer Zeit zusammenhingen. Vor ca. 150 Millionen Jahren drifteten sie außeinander und der Atlantik stürzte in einem gigantischen Wasserfall in das, zur damaligen Zeit völlig trocken liegende, jetzige Mittelmeerbecken. Das könnte die in der Bibel beschriebene Sinflut gewesen sein. Apropros, Bibel. An der südlichsten Spitze Europas steht nicht etwa eine Kirche, sondern eine große Mosche. Wir verbringen gut 2 h an diesem Fleckchen der Erde. Der Tag klingt, mit einem gemütlichem Abend auf dem Deck der Yssabeau, aus.

Do., 18.09. Heute ist der Affenfelsen dran. Nach meiner morgendlichen „Brötchenkaffeetrinkenstadtgenießenschlenderung“ fahren wir mit der Gondel auf die Spitze des Felsens. Überall sitzen sie ‚rum, die schwanzlosen Affen von Gibraltar. Füttern verboten, sonst werden sie zu frech. Von wegen werden. Sabine hat einen höllen Respekt, gut so. Wir gehen dicht an der Seilbahnstation entlang, im respektvollem Abstand. Plötzlich läßt sich ein Affe, aus 5 m Höhe gezielt auf den Rucksack einer Frau, fallen und fingert an dem Verschluß herum. Abschütteln geht nicht. Ein beherzter Mann greift ihn sich und zerrt ihn vom Rücken der Frau. Soviel zum Thema „frech werden“. Die Aussicht ist aber fantastisch. Die ganze Halbinsel, der Flugplatz, wo die Landebahn die Grenze nach Spanien bildet. Auf der einen Seite der Atlantik, auf der anderen Seite das Mittelmeer, getrennt durch die Straße von Gibraltar und gegenüber Marokko, Afrika.

Jörg fährt mit der Seilbahn und Sabine und ich wandern, durch das Naturschutzgebiet wieder runter. Schon eine Herausforderung. Nicht wegen der Strecke, sondern wegen der Affen. Sie lungern an jeder Stelle an der Touristen sind. Das Gebiß entspricht dem eines Raubtieres mit seinen Reißzähnen. Teilweise ist es so eng, daß wir fast über sie steigen müssen. Nach ein paar hundert Metern lassen die Touristen und somit auch die Affen nach. Es geht ziemlich steil nach unten. Der Fels ist urwaldmäßig bewachsen, ruhige und schöne Landschaft, wo man immer wieder stehen bleiben möchte, um den prachtvollen Ausblick zu genießen. Ich beobachte ein einlaufendes Segelboot, könnten Mario und Simone sein. Wie sich später herausstellt, sind sie es tatsächlich.

In der Stadt angekommen treffen wir uns, wie verabredet, mit Jörg und essen Fish and Chips. Na ja. Hier werden wir nicht mehr essen.

Wir gehen Mario und Simone begrüßen und verabreden uns auf ein gläschen Wein am Abend, bei dem wir dann auch in gemütlicher Runde die neuesten Erlebnisse austauschen. Jörg erzählt ein par Döntjes aus seinem von Segelerlebnissen reichen Leben und schon ist es Schlafenszeit.

Fr., 19.09. Ablegen gegen Mittag. Simone und Mario kommen noch mal vorbei um uns zu verabschieden. Kaum um Gibraltar herum bleibt der Wind aus. Also Angeln raus und fischen. Zum Segeln zu langsam, zum Angeln zu schnell. Der Blinker sinkt nicht ab. Kein Angeln, kein Segeln. Sind wir im Dauerurlaub, leben wir nach dem Spaßprinziep? Also Motor an und den nächsten Hafen anlaufen, Puerto de la Duquesa noch 10 sm.

Wir motoren in den Hafen, nette Marina. Rund um’s Hafenbecken Apartements, Restaurants und natürlich kleine Souvenierläden, eben Costa del Sol.

Sa., 20.09. Das Mittelmeer scheint ein Motormeer zu sein. Kein Wind. Motoren also los. Gute Gelegenheit um mich in den „Keller“ der Yssabeau zu begeben zwecks nachstellen der Stopfbuchse. Jörgs Bett außeinander genommen, Matratzen entfernt, schauen? Schei.., die Kontermutter der Stopfbuchse ist gebrochen. Schaden begutachten, ok., man kann damit weiter motoren, wenn ich den Schaden beobachte. Wir ändern den Kurs auf den nächsten Hafen, Puerto de Estepona. Die Stopfbuchse wandert aber nicht aus und somit besteht keine unmittelbare Gefahr, dass die Yssabeau volläuft.

Puerto de Estepona ist auch ein touristischer Ort, aber schon in den Sechzigern gebaut. Keine 8 – 16 stöckigen Hochhäuser.

Abends gehen Sabine und ich noch etwas am Strand spazieren. Auf dem Rückweg hören wir Lifemusik, den Tönen folgend, landen wir in einer Bar, Irisch Fiddler, gute Mucke. Sabine besetzt einen Tisch, ich hole Jörg.

So viel getanzt habe ich seit Jahren nicht mehr. Klasse Stimmung, viel Bier, nette Leute. Ein, vom Alter her, sehr gemischtes Puplikum, aber auf der Tanzfläche sind Jarhunderte versammelt. Klasse, wenn 80 jährige Irische Damen, völlig von Rod Steward gefangen, abhotten. Ein junger Mann kommt an unseren Tisch und bittet mich, indem er einen Stuhl heran zieht und sich setzt, um eine Zigarette. Er ist Ire und war gestern auf einer irischen Hochzeit. Woher ich käme usw., smal talk eben. Er geht wieder weg, wir gehen tanzen.

Beim letzten Bier erfahren wir, von der Bedienung, daß hier heute eine irische Hochzeit nachgefeiert wird. Wir sind auf einer irischen Hochzeitsfeier, deshalb dieses etwas andere Publikum. Natürlich muß ich der Braut gratulieren. Ich suche meinen „Zigarettenschnorrer“, der mich auch gleich wieder erkennt und mich der Braut und den anderen Gästen, als seinen „german friend“ vorstellt. Wir alle singen irische Volkslieder und als ich gehen möchte, komme ich um ein deutsches Lied nicht herum. Was singt ein Hamburger? „Anne Eck steid ’n Jung mid’n Tüddelband“ natürlich. War ein sehr netter und interessanter Abend.

So., 21.09. Kein Wind, also motoren. Habe die Stopfbuchse im Auge. Der Wassereinbruch hällt sich in Grenzen, ca. 3 Liter in den 5 h. Machen wieder in Bajadilla fest und essen abends lecker Sabines vegetarisches Gericht.

Mo., 22.09. Nach meiner obligatorischen morgendlichen Stadterkundung mit Kaffeechen und Frühstücksbrötchen besorgen, frühstücken wir ausgiebig. Anschließend versucht Jörg auf der hiesigen Werft einen Termien zu bekommen. Sabine und ich schlendern über einen Markt, kaufen hier Nektarinen, da Bohnen, ein kg Gambas, ein paar Callamaris und so füllt sich unser Einkaufsbeutel ganz schnell. Jörg ist erfolgreich gewesen. Der Werftchef war persönlich an Bord und besorgt das passende Werkzeug und kommt bald wieder. Bedeutet im Südland!!!! Heute kommen wir nicht mehr weg, morgen, übermorgen??? Wer weiß. Also faulenzen angesagt. Sabine liest, Jörg schärft die Küchenmesser und ich komme dazu, euch zu schreiben. Noch drei Tage, dann reisen wir ab. Ich denke mal, dies wird der letzte Bericht aus den warmen Gefilden.

Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit (hab ja nicht gemerkt wer die Berichte weggedrückt hat) und hoffe, dass ich euch etwas teilhaben lassen konnte an der Erfüllung eines Traumes. Sollte ich es schaffen, aus dem Fundus meiner Fotos, eine erträgliche Menge auszuwählen, lasse ich es euch wissen.

Peter